Das Lachen der Schwestern fürs Haus Martinus

Vor dem Haus stehen die Autos der Handwerker neben den Lieferwagen der Firmen, die wenige Wochen vor Weihnachten die Betten für die Menschen bringen, die hier bald einziehen werden. Im Haus geht es zu wie im sprichwörtlichen Bienenstock: Als Besucherin steht man überall im Weg. Die Handwerker, das zukünftige Haus-Team und all‘ die Verantwortlichen folgen aber routiniert dem Plan, der die Baustelle mit jedem Tag mehr in ein wunderschönes Haus für alte Menschen und – mit der Kindertagesstätte im Haus – auch für ganz junge mitten in Stuttgart verwandelt.

Schwester Ushus und Schwester Pauly schauen sich mit Martina Wagner in den neuen Räumen um.

Zwischen den Handwerkern fallen an diesem Nachmittag zwei Frauen auf, die, angeführt von der Hausleiterin Martina Wagner, durchs Haus gehen. Interessiert schauen sie sich alles genau an. Schwester Ushus und Schwester Pauly werden hier nämlich bald nicht nur arbeiten, das Haus Martinus wird auch ihr neues Zuhause sein. Zusammen mit ihren beiden Mitschwestern, Schwester Christy und Schwester Justina, beziehen sie ihre Zimmer im vierten Stock des Hauses: Der Wohnbereich, genannt Konvent, der Schwestern, die zum indischen Orden der Sisters of Imitation of Christ gehören. Die Schwestern arbeiten zudem auch noch im Haus St. Barbara, einer weiteren Einrichtung der Altenhilfe des Caritasverbandes in Stuttgart-Möhringen.

Seit Beginn dabei: Schwestern aus Spanien, dann aus Indien

Schwestern arbeiten in den Häusern der Altenpflege schon so lange es diesen Bereich gibt. Als das Haus Martinus 1968 eröffnet wurde, waren es acht Schwestern der Genossenschaft der spanischen Pfarrschwestern mit ihrem Mutterhaus in Burgos, die nicht nur verschiedene Aufgaben im neuen Haus Martinus übernahmen, sondern auch bis 1987 das Haus geleitet haben. Seit vielen Jahren arbeiten Schwestern aus indischen Orden in den Häusern der Altenhilfe. Die Adoration Sisters sind im Haus St. Monika seit der Eröffnung der Einrichtung 1984 tätig. Eine Institution war da etwa Sr. Theresia Pariyadan, besser bekannt als Sr. Lissy, die lange Jahre das Haus St. Monika im Rahmen des Gestellungsvertrages der Adoration Sisters mit dem Caritasverband für Stuttgart in Neugereut geleitet und mit ihrem Lachen erfüllt hat. Sogar der Hauspapagei „Jako“ hatte sich, so erinnern manche noch, „das Lachen der Schwester“ antrainiert. Und von Sr. Lissy stammt der Satz: „Wir haben zwei Hände und eine Seele, um einen Menschen ganz umsorgen zu können.“

Sanftes Grün und sattes Pink: Die Schwestern sind begeistert 

Für Sr. Pauly, die bald ins Haus Martinus einziehen wird, ist es eine Rückkehr. Als sie 1993 nach Deutschland kam, hat sie hier ihre Ausbildung gemacht. Die letzten Jahre arbeitete sie in Reutlingen und sie sagt: „Ich freue mich sehr, wieder ins Haus Martinus zu kommen.“ Sr. Ushus kommt von Horb nach Stuttgart und beide werden nun also mitten in der Stadt wohnen mit einem herrlichen Blick über diese. Bei jedem Schritt durchs Haus wirken sie noch ein bisschen aufgeregter: Hier also wird bald ihr Arbeits- und Lebensmittelpunkt sein.

Sie blicken aus den Fenstern auf die belebte Olgastraße oder in den Innenhof, wo bald die Kinder aus der Kindertagesstätte bei schönem Wetter spielen. Sie hören interessiert den Worten vom Martina Wagner zu, die die einzelnen Wohnbereich vorstellt und die beiden Schwestern mit den Worten willkommen heißt: „Fühlen Sie sich, als ob sie schon zu Hause wären“. Am Rande des Rundganges fachsimpeln die drei Frauen über pflegerische Themen, und sie bestaunen die schallschluckenden Tafeln an den Wänden, die ebenso gut als moderne Kunstwerke angesehen werden können.

Überhaupt die Inneneinrichtung und die Farben im Haus, die den einzelnen Stockwerken ihr individuelles Aussehen geben: Sr. Ushus und Sr. Pauly sind ganz entzückt über das sanfte Grün und vollkommen begeistert über das satte Pink: „Ach, das ist wunderschön“, sind sich die beiden einig. Für die Schwestern gibt es im vierten Stock auch einen eigenen Andachtsraum und Martina Wagner freut sich schon darauf, wie die Schwestern ihn einrichten werden. Und bald wird wohl manches Mal ein Duft nach Curry und anderen Gewürzen durchs Haus ziehen, wenn die Schwestern in ihrer Küche kochen. Und auch der Garten wird davon erzählen, dass sie hier wohnen: Die Schwestern haben eine Ecke für sich und da wollen sie bald auch Curry pflanzen. In den nächsten Tagen, noch vor dem Jahreswechsel, ziehen die Schwestern nun ins Haus Martinus ein. Sie werden mit ihrem Lachen die neuen Bewohner_innen begrüßen und für sie da sein.