„Ich liebe die Mobile“

„Ohne Liebe ist alles nichts.“ steht auf der linken Tafel der fast 4m langen und 2m hohen Messewand-Installation von Nail Yigit. Gerade hat der junge Mann seinen Meister als Maler und Lackierer abgeschlossen. Für den praktischen Teil der Prüfung, das Meisterstück, hat er ein ganz besonderes Motiv gewählt: Die Caritas, genauer gesagt Caritas International. Um den Spruch auf der linken Seite sind weitere Schriftzüge mit Caritas-Werten und Assoziationen angeordnet wie Nächstenliebe, ehrlich, unterstützend, fair und menschlich. Im Vordergrund hat er eine schmale rote Tafel mit dem Caritas-Leitspruch „Not sehen und handeln“ angebracht.

Auf einen Kaffee mit dem Vorstand

Vor zwei Wochen hat Nail die Installation ins Haus der Caritas in der Strombergstraße in Stuttgart-Ost gebracht – zusammen mit seinem Bruder Kaan und Natascha Zöller, Teamleiterin der Mobilen Jugendarbeit für die Stadtteile Freiberg, Mönchfeld, Zuffenhausen und Rot. Als sie das massive Holzpodest in den dritten Stock bringen, schnaufen sie schwer. Caritasvorstand Uwe Hardt sieht das und hilft gleich mit, den Sockel an die passende Stelle im Flur zu bugsieren. Nachdem alle Teile ausgeladen sind, lädt er die Gäste in sein Büro auf einen Kaffee ein und Nail erzählt stolz und mit Begeisterung, wie er das Werk von der Idee bis zur Umsetzung gebaut hat und warum er gerade die Caritas als Motiv gewählt hat.

v.l.n.r. Kaan Yigit, Natascha Zöller, Caritasvorstand Uwe Hardt, Nail Yigit beim Aufbau.

Tiefe Verbundenheit mit der Mobilen Jugendarbeit

Nail fühlt sich mit der Mobilen Jugendarbeit tief verbunden. „Ich liebe die Mobile halt,“ sagt er und lacht. „Und die Mobile gehört zur Caritas.“ Ersten Kontakt hatte er in der fünften Klasse über die Schule, als er an einem Anti-Aggressionstraining teilnahm, das die MJA organisiert hat. Besonders seine Beziehung zu Sozialarbeiter Ulrich Pohl war für ihn sehr prägend. „Ich war schon auffällig als Jugendlicher,“ erzählt er nachdenklich. Früher sei er immer wieder mit dem Gesetz in Konflikt geraten. „Ich konnte immer zu Uli kommen, wenn ich Fragen oder Probleme hatte.“ Weiter sagt er: „Er und die anderen Sozialarbeiter haben mich auch bei Bewerbungen unterstützt,“ Heute leitet Ulrich Pohl das Don-Bosco-Haus beim Caritasverband. Nail und er haben noch immer guten Kontakt zueinander.

Eindrückliche Erinnerungen an schöne Erlebnisse

Beide Brüder schwärmen noch immer vom „Waldspiel“, einer erlebnispädagogischen Aktion, die die Teams der Mobilen aus allen Stadtteilen einmal im Jahr gemeinsam organisieren. Die Jugendlichen treten dabei in Gruppen gegeneinander an, werden bei Nacht in den Wald geschickt und müssen an verschiedenen Stationen Aufgaben lösen. „Sie lernen, im Team zu arbeiten und sich ihren Ängsten zu stellen. Da werden sogar die Vorlautesten oft ganz still, wenn es im Wald irgendwo knackt,“ erinnert sich Natascha Zöller.

Zielstrebig und schnell zu begeistern

Über Nail sagt sie: „Nail war schon immer jemand, der sich leicht begeistern lässt. Und wenn er ein Ziel vor Augen hat, ist er bereit, Zeit und Fleiß zu investieren.“ Und das zeigt sich auch hier: Rund 500 Stunden Arbeit stecken in seinem Meisterwerk. Uwe Hardt ist beeindruckt: „Es freut mich sehr, dass die Caritas Nails Leben so eindrücklich und positiv beeinflusst hat. Das ist ein ganz besonderes Werk.“ Und für die beiden jungen Männer ist der Besuch beim Caritasvorstand ein besonderes Erlebnis. „Dass Herr Hardt sein Sakko ausgezogen und mitangepackt hat, war für sie der Hammer,“ meint Natascha Zöller. „Sie werden noch lange davon erzählen.“

Der, der sein Ziel erreicht

Wie es für den 33-Jährigen weitergeht? Bis vor Kurzem arbeitete er noch als Subunternehmer für seinen Ausbildungsbetrieb. Er würde gerne mal im Ausland arbeiten. Gerade bewirbt er sich auf Jobs in der Schweiz. Und vielleicht möchte er sich irgendwann selbstständig machen „Das kommt aber auf die Auftragslage an,“ sagt er. Nail – auf Arabisch bedeutet das „der, der sein Ziel erreicht“. Wie passend! Wir sind uns sicher: Nail wird seinen Weg finden und seine Ziele erreichen. Wir wünschen ihm alles Gute!