Polizei lernt Umgang mit Demenzkranken

Das Netzwerk „Gemeinsam für ein demenzfreundliches Bad Cannstatt“ und der Gerontopsychiatrische Beratungsdienst des Caritasverbands für Stuttgart e.V. (GerBera) haben die Polizei Bad Cannstatt im Umgang mit Demenzkranken geschult.

Auf ihren Einsätzen begegnen Polizeibeamtinnen und -beamten den verschiedensten Menschen. Immer wieder haben Sie es dabei auch mit demenzkranken Menschen zu tun. Für die Polizei ergeben sich daraus oft herausfordernde Situationen: Demenzkranke verhalten sich mitunter aggressiv und sind oft unberechenbar. Und nicht immer ist für die Polizei erkennbar, ob es sich im Einsatzfall um eine demenzkranke Person handelt. Oft bewegen sich die Beteiligten auf einem schmalen Grat. Die Polizist_innen treffen bei ihren Einsätzen oft auch Angehörige an, die verunsichert sind. Welcher Umgang ist in einer Krisensituation der richtige, vor allem, wenn auch Angehörige an ihre Grenzen kommen? Wann sollte weitere Hilfe eingebunden werden?

In Würde alt werden: ein zentrales Anliegen von Netzwerk Demenzfreundliches Bad Cannstatt und GerBera

Fachlicher Input für die Polizei

Der Gerontopsychiatrische Beratungsdienst des Caritasverbandes für Stuttgart e.V. (GerBera) hat im Rahmen seiner täglichen Arbeit auch Kontakt mit Mitarbeitenden des Polizeireviers 6 in Bad Cannstatt. Im Rahmen einer Zusammenarbeit wurde der Bedarf an einem fachlichen Input und einer Schulung zum Thema Demenz für das gesamte Revier geäußert. Die Beamtinnen und Beamten berichteten von Erfahrungen und Erlebnissen im Umgang mit Menschen mit Demenz bei ihren Einsätzen. Oft sei es nicht einfach, so erzählen  sie, Menschen mit einer Demenz als solche zu erkennen und mit ihnen zu sprechen.

Verständnis schaffen, gelingende Kommunikation fördern

Aus dieser Erfahrung heraus organisierte der Beratungsdienst, organisierte GerBera im vergangenen Jahr sechs Schulungen in Kooperation mit dem Netzwerk „Gemeinsam für ein Demenzfreundliches Bad Cannstatt“, in dem verschiedene Träger und Institutionen aus Bad Cannstatt aktiv sind. „Wir wollen erreichen, dass die Beamten ein besseres Verständnis für die Menschen bekommen, die an einer Form von Demenz erkrankt sind“, erklärt Bettina Oehl vom Caritasverband für Stuttgart e.V. Ein Ziel der Schulungen war es daher, an konkreten Beispielen aufzuzeigen, wie eine gelingende Kommunikation mit Menschen mit Demenz möglich ist.

Die ersten Schulungen waren ein voller Erfolg

Die Schulungen waren gut besucht und zwischen Polizeibeamten und Fachleuten kam es zum regen Austausch. Es hat viele konstruktive Rückmeldungen und Nachfragen gegeben. Nach den erfolgreichen Schulungen überreichten Bettina Oehl und ihre Kollegin Maike Matalik dem Polizeirevier 6 eine Urkunde. Damit gilt das Revier offiziell als Demenz-Partner. Revierleiter Jörg Schiebe nahm die Urkunde freudig entgegen. Er will die Schulungen für Kolleg_innen weiterführen, die neu ins Revier kommen.

Bettina Oehl übergibt die Urkunde an Revierleiter Jörg Schiebe

Und die Zusammenarbeit soll auch über die Schulungen hinaus fortgesetzt werden: Künftig wird eine Polizistin an den Treffen des Netzwerkes „Gemeinsam für ein demenzfreundliches Bad Cannstatt“ teilnehmen. Angeregt wurde auch ein regelmäßiger Austausch mit Vertretern des Präsidiums, der Stadt und beteiligten Institutionen, um klare Handlungsabläufe im Umgang mit Menschen mit Demenz und anderen psychischen Erkrankungen zu definieren.

Diskutiert wird auch, ob das Angebot auf ganz Stuttgart ausgeweitet werden sollte. Dies erscheint allen Beteiligten als sinnvoll. Jedoch sei der effektivere Weg, dies auf Stadtteilebene umzusetzen. So könnten Sozialplanung und Ordnungsamt sinnvoll einbezogen werden, meint Dr. Klaus Obert, Bereichsleiter Sozial- und Suchtpsychiatrische Hilfen vom Caritasverband für Stuttgart e.V.

Weiterführende Artikel

Übergabe der Urkunde in der Cannstatter Zeitung (Stand 21.02.21): https://www.cannstatter-zeitung.de/inhalt.bad-cannstatt-polizei-dein-freund-und-demenz-partner.e83bd8a7-8ce4-4ad3-a1cc-b5853ddd5564.html