2. Advent: Ibrahim will Kind sein dürfen

Mit dem Advent beginnt die Zeit des Wartens und die Zeit der Vorbereitung auf das Weihnachtsfest. Es sind Tage voller Licht und Vorfreude. Es sind auch Wochen, in denen wir oft hektisch und gestresst sind. In diesem Jahr der Corona-Pandemie ist es ein ganz besonderer Advent. Können wir Weihnachten im Kreis unserer Familien feiern? Bleiben wir gesund? Wie geht es weiter? Corona betrifft alle Menschen, aber Menschen am Rande unserer Gesellschaft besonders. Dieses Jahr stellen wir an jedem Adventssonntag Menschen und ihre Geschichten vor, die es in dieser Zeit besonders schwer haben. Wir wollen für sie in der Adventszeit ein Zeichen setzen, ihren Wünschen Gehör schenken.

Ibrahim ist fünf Jahre alt. Vor vier Jahren sind seine Eltern und Geschwister mit ihm vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Seit drei Monaten leben sie in einer Flüchtlingsunterkunft der Caritas Stuttgart. Ibrahim liebt es, im Auto mitzufahren. Wenn er sich etwas wünschen dürfte, wäre das eine Autofahrt bei einem Tagesausflug mit seiner Familie ins Stuttgarter Umland und – einen Kita-Platz.

Ibrahim hat bei einem Bombenanschlag das Gehör verloren

Gemeinschaftsunterkunft für Geflüchtete der Caritas

Ibrahim und seine Familie mussten vor vier Jahren aus Syrien fliehen. Hätten sie eine Wahl gehabt, hätten sie ihr Heimatland und ihr gesamtes Leben, das sie sich dort aufgebaut hatten, nicht einfach hinter sich gelassen. Doch diese Wahl hatten Sie nicht. Als Ibrahim erst wenige Wochen alt war, schlug eine Bombe ganz in seiner Nähe ein. Durch die Druckwelle erlitt Ibrahim ein Knalltrauma und konnte danach kaum noch hören. Seine Familie hat erst viel später in Deutschland bemerkt, dass er fast ganz sein Gehör verloren hatte. In Deutschland konnte Ibrahim operiert und sein Hörvermögen glücklicherweise wiederhergestellt werden. Jedoch hat er fast drei Jahre beinahe gar nichts gehört. Dadurch hat sich seine Entwicklung stark verzögert und er ist mit seinen fünf Jahren auf dem Entwicklungsstand eines zweijährigen Kindes. Mit seinen Eltern kann sich Ibrahim über Laute, Gesten und vereinzelte arabische Worte verständigen.

Er möchte so gerne mit anderen Kindern spielen

Sozialarbeiter Philipp Schwarze

Ibrahim wohnt seit drei Monaten in der Flüchtlingsunterkunft der Caritas Stuttgart. Sozialarbeiter Philipp Schwarze hat ihn ins Herz geschlossen. „Er ist trotz seinem schweren Schicksal ein aufgeschlossenes, aufgewecktes Kind. Und er will gern in die Kita gehen,“ erzählt er. In der Kita könne er gleichaltrige Kinder kennenlernen, mit ihnen spielen und toben. Allerdings sei es nicht einfach, einen Kita-Platz für ihn zu finden. „Ibrahim hat durch seine Entwicklungsverzögerung besondere Bedürfnisse und braucht eine individuelle Förderung und Betreuung. Er braucht eine Integrationskraft, die ihn rund um die Uhr betreuen kann.“ Ein Kitaplatz würde dem Jungen eine große Freude machen und seine Familie entlasten. Wegen der Corona-Pandemie ist es jedoch noch schwerer geworden, eine Kita mit entsprechendem Betreuungsangebot zu finden, die ihn gerade aufnehmen kann. Philipp Schwarze hofft, dass dieser Wunsch im nächsten Jahr in Erfüllung gehen kann.

Es braucht nicht viel, um ihm eine Freude zu machen

Leichter erfüllt werden kann Ibrahims Wunsch nach einer Fahrt mit dem Auto. Ibrahim liebt es, im Auto zu fahren. „Jedes Mal, wenn er sieht, dass ich zu meinem Auto laufe, springt er mir hinterher und möchte die Autotür öffnen, einsteigen und mit mir mitfahren,“ erzählt Philipp Schwarze lachend. Er könne stundenlang im Auto sitzen und den vorbeiziehenden Autos staunend hinterherschauen. In Syrien hatte die Familie ein eigenes Auto, hier haben sie nur selten die Gelegenheit zum Fahren. „Das Autofahren beruhigt ihn und die gleichmäßige Bewegung gibt ihm Sicherheit.“ Ein Ausflug mit dem Auto mit seiner Familie würde Ibrahim eine große Freude machen.

Doch für Ausflüge hat die Familie wenig Geld. Mit Ihrer Spende für das Programm OMID können wir gemeinsam mit Kindern und Familien wie der von Ibrahim Ausflüge unternehmen – so können sie ihrem Alltag entkommen und lernen ihre neue Heimat besser kennen.

Hoffnung geben: Spenden für OMID

OMID ist persisch und bedeutet Hoffnung. Mit dem Programm unterstützt der Caritasverband für Stuttgart e.V. traumatisierte Geflüchtete frühzeitig mit niederschwelligen Hilfen in den Stuttgarter Gemeinschaftsunterkünften. Für traumatisierte Kinder wie Ibrahim gibt es eine Kindergruppe. Mit Ihrer Spende können wir zum Beispiel Ausflüge finanzieren, Eintrittsgelder bezahlen, Lern- und Bastelmaterial anschaffen oder Instrumente für die Musiktherapie kaufen oder Sportangebote anbieten. Helfen Sie mit, dass Kinder wie Ibrahim vertrauensvoll in die Zukunft blicken und einfach Kind sein können. Spenden können Sie hier: https://secure.spendenbank.de/form/3003/?langid=1&verwendungszweck=26606