Minister Fritz Untersteller

Fritz Untersteller besucht die Mobile Jugendarbeit (MJA) und Schulsozialarbeit Freiberg/Mönchfeld

Seit 2011 ist er für die Grünen Landesminister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft.  Vergangenen Freitag hatte Fritz Untersteller einen Stadtspaziergang geplant, bei dem er auch Einrichtungen des Caritasverbandes Stuttgart  besuchte. Unter anderen stand der Besuch bei der Mobilen Jugendarbeit in Freiberg/Mönchfeld auf dem Plan. Stadtteile, in denen besonders viele sozial benachteiligte Jugendliche leben.  

Infolge der Ausschreitungen vom vorherigen Wochenende war Fritz Untersteller besonders gespannt. Er wollte erfahren, wie die Mobile Jugendarbeit (MJA) die Ausschreitungen des vorangegangenen Wochenendes bewertet.

Jutta Jung
Fachdienstleiterin Jutta Jung ist es wichtig durch eine Gemeinschaft für sozial benachteiligte Jugendliche abzubilden

Jutta Jung, Fachdienstleiterin der Mobilen Jugendarbeit und Schulsozialarbeit des Caritasverbandes für Stuttgart e.V., ist gut vorbereitet. Sie liest aus einem Artikel der Evangelischen Zeitung „Schatten und Licht“ aus dem Jahre 1967. Er beschreibt den Zustand in Freiberg zum Zeitpunkt des Anfangs der Mobilen Jugendarbeit in Freiberg. Es gab Krawalle, Randale – der Beat-Schuppen wurde demoliert und das sogenannte „Atombomben“, bei dem von Hochhäusern Betonsäcke geworfen wurden. „Jugend auf Abwegen – aus Frust“. Durch die Mobile Jugendarbeit hat sich das verändert und seitdem gibt es trotz des unverändert hohen Anteils an sozial benachteiligten Jugendlichen keine nennenswerten Ausschreitungen.

Natascha Zöller
Natascha Zöller wünscht sich eine stärkere Einbindung der Jugendarbeit in der Stadtplanung

Ihre Kollegin Natascha Zöller, Teamleiterin der Mobilen Jugendarbeit und Schulsozialarbeit der Stadtteile Freiberg/Mönchfeld, Rot und Zuffenhausen, stellt klar: Kriminelle Jugendliche kommen aus sozialen Unterkünften. „Das sind die, die als Kinder während der WM mit dem Sammeln von Flaschenpfand auf dem Schlossplatz ihre Lebensumstände merklich verbessern konnten.“

Fritz Untersteller unterbricht: „Das erklärt aber immer noch nicht, weshalb 400 Menschen randalierend durch die Stadt ziehen. Soziale Benachteiligung gab‘s schon immer. Unter den festgenommenen waren Gymnasiasten.“

Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann
Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann befürwortet eine persönliche Ansprache der Jugendlichen Gruppen durch die Polizei

Bezirksvorsteher Ralf Bohlmann kennt sich durch seine Vergangenheit beim Jugendamt und Sozialamt mit sozial benachteiligten Jugendlichen aus. Eine derartige Eskalation wie in der Innenstadt gäbe es im Kleinen regelmäßig am Max-Eyth-See. „Da fällt einem eine Flasche aus der Hand – warum auch immer. Dann ist es ein Spiel und danach eskaliert es zu einer Schlägerei.“ Er möchte keine Zeit mit der Suche nach der Ursache vergeuden; für Ihn liegt auf der Hand: In manchen Stadtteilen geht die Polizei proaktiv auf Jugendliche zu und unterhält sich mit ihnen. Sie hören zu und geben Hilfestellung. Die Bereitschaftspolizei in der Innenstadt hat ein anderes Auftreten und wird von den Gruppen am Eckensee als Provokation wahrgenommen. Gözdem Göksu, Bezirksbeirätin der Stadt Mühlhausen, ergänzt: „Manche Jugendliche lassen sich auch durch die Vorfälle in den USA beeinflussen und wollen da mitmachen. Es gab während den Ausschreitungen Personengruppen, die ‚ACAB‘ gerufen haben (All Cops are Bastards – Alle Polizisten sind Schweine, Anm. d. Red.).“ Die Lösung sieht Ralf Bohlmann darin, dass die Polizei auch in der Innenstadt proaktiv mit Jugendlichen das Gespräch sucht.

Natascha Zöller sieht das Problem tiefgreifender: „Wann haben Sie sich das erste Mal verliebt, wann haben Sie das erste Mal geküsst? Das war in einem geschützten Raum.“  Sie wünscht sich, genau wie Jutta Jung, dass die Mobile Jugendarbeit stärker in der Stadtplanung eingebunden wird. „Beim Europaviertel ist das nicht passiert. Da wurde an die Bedürfnisse der Kinder und Erwachsene gedacht, aber nicht an die Jugendlichen.“

Jutta Jung, Ralf Bohlmann, Fritz Untersteller und Natascha Zöller
Fritz Untersteller möchte vor allem erfahren wie es passieren kann, dass plötzlich 400 Jugendliche randalierend durch die Stadt ziehen

„Auch eine Aufgabe der Mobilen Jugendarbeit und Schulsozialarbeit ist es, durch ein starkes Netz eine Gemeinschaft abzubilden, in der sich heranwachsende Menschen wohlfühlen. Wir haben einen sehr guten Zugang zu Jugendlichen und unterstützen auch mit Einzelfallhilfen“, erläutert Jutta Jung. „In den Stadtteilen, in denen die Mobile Jugendarbeit im Einsatz ist, klappt die Zusammenarbeit mit der Polizei auch sehr gut und ist ein Gewinn für Jugendliche, Anwohner und Polizei.“

Fritz Untersteller zu Besuch bei der Mobilen Jugendarbeit (MJA) und Schulsozialarbeit Freiberg/Mönchfeld

Die Mobile Jugendarbeit feiert dieses Jahr übrigens ihr 50-jähriges Bestehen. Sie war bundesweit Vorreiter für ein sehr erfolgreiches Konzept zur Prävention von Jugendkriminalität.

Mehr über die Mobile Jugendarbeit in Stuttgart erfahren Sie hier: https://www.caritas-stuttgart.de/hilfe-beratung/kinder-jugend-und-familie/mobile-jugendarbeit-schulsozialarbeit/mobile-jugendarbeit/mobile-jugendarbeit